Impulse digital: Schulsozialarbeit kann ersten Beitrag zur psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen leisten
Die psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Region war Thema in der Veranstaltungsreihe "Impulse digital" der CDU-Kreistagsfraktion. Damit haben die Unions-Politiker einen Appell des psychosozialen Netzwerkes aufgegriffen, die in einem Brandbrief vor einigen Wochen die Politik zum Dialog und zur Mithilfe aufgefordert hatten. Dieser Bitte waren die Kreispolitiker der CDU im Rahmen ihrer Online-Reihe nachgekommen.
Dabei wurde deutlich, dass wesentliche Veränderungen der Rahmenbedingungen nur auf der Bundes- bzw. Länderebene erreicht werden können. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel sieht aber dennoch die Möglichkeiten, auch mit kleinen Mosaiksteinen auf regionaler Ebene die Situation für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zu verbessern.
Johanna Hörter (Regionale Diakonie) und Selina Mende (Verein Frauen gegen Gewalt e.V.) als Vertreterinnen des Psychosozialen Netzwerk Westerwald, die Leiterin des Gesundheitsamts Sarah Omar sowie Andre Kloft als praktizierender Kinder- und Jugend-Psychotherapeut gaben zu Beginn einen Überblick zu den Rahmenbedingungen im Westerwald. Das Hilfesystem sei chronisch überlastet. Es fehlt eine ausreichende Zahl an Kassensitzen. Therapieplätze können sehr oft erst nach langen Wartezeiten angeboten werden.
Johanna Hörter berichtete über ihre Erfahrungen aus dem Bereich der Suchtberatung und den Vorerfahrungen aus der Schulsozialarbeit. Selina Mende schilderte den Gesprächsbedarf von Kindern und Jugendlichen in der Kriseninterventionsstelle. Das Gesundheitsamt ist, so Sarah Omar, bei der Beurteilung der Schulfähigkeit gefragt. Während vor Corona monatlich nur ein Gutachten nachgefragt wurde, sind es jetzt mehrere pro Woche. Hierbei handelt es sich bei ca. 90 Prozent um Angststörungen, die bei zügigem Therapiebeginn auch mit gutem Erfolg behandelt werden kann. Andre Kloft machte anschaulich deutlich, welche Probleme die Terminvergabe bereitet. Wichtige Voraussetzung: Kinder/Jugendliche und Eltern sollten zur Mitarbeit bereit sein.
Das Psychosoziale Netzwerk Westerwald hat auch Forderungen an die Politik und die weiteren Beteiligten gerichtet: Wartezeiten müssen dringend verkürzt werden, die Anzahl der Kassensitze sollte erweitert werden, es sollten Taxischeine ausgestellt werden, betroffene Kinder und Jugendliche sollten bereits in den Schulen Beratung/Unterstützung erfahren.
Die letztgenannte Forderung griff CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel auf und verwies auf die vom Landkreis und von den Verbandsgemeinden eingerichtete Schulsozialarbeit. Alle Gesprächsteilnehmer waren sich darin einig, dass dieses niedrigschwellige Angebot als erste Anlaufstelle hilfreich ist. Von einer guten Zusammenarbeit mit den Lehrkräften an den Schulen im Rahmen der Schulsozialarbeit berichtete diesbezüglich Bürgermeisterin Alexandra Marzi.
Insofern waren sich alle Beteiligte einig, dass die Schulsozialarbeit im Westerwaldkreis fortgeführt und gestärkt werden sollte. Mit gezielter Weiterbildung der Fachkräfte in der Schulsozialarbeit könne der Landkreis den Kindern und Jugendlichen von kommunaler Ebene erste Hilfe und Unterstützung leisten. Fraktionsvorsitzender Krempel kündigte an, dass man über weitere Initiativen zur Stärkung der Schulsozialarbeit auf Kreisebene reden werde. Außerdem sei es wichtig, dass das Anliegen des Netzwerkes auch über die verschiedenen politischen Ebenen zu den Entscheidungsträger gelange, auch hierfür wolle man gerne behilflich sein.