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CDU-Impulse: Direktvermarktung bietet Chancen für die heimische Landwirtschaft

Mehr als 80 Hofläden nutzen im Westerwald die Chance der landwirtschaftlichen Direktvermarktung. Hemmnisse und Chancen dieses Vertriebsweges wurden in der Reihe „Impulse digital“ der CDU-Kreistagsfraktion unter der Fragestellung „Gesundes aus dem Westerwald – Direktvermarktung als Chance?“ erörtert.

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel verwies in seiner Begrüßung darauf, dass immer mehr Landwirte sich neben ihren klassischen Vertriebswegen zusätzliche Einnahmequellen – etwa durch Hofläden oder Stände auf dem Wochenmarkt - erschließen. Der Trend zu gesunden regionalen Lebensmitteln erleichtere diese Art der Angebotserweiterung. Krempel: „Landwirtschaftliche Direktvermarkter stehen dabei für Regionalität im engeren Sinne und grenzen sich damit klar von Supermärkten und Discountern ab. Darüber hinaus werden unter ökologischen Gesichtspunkten oft nur kurze Wege zwischen Erzeuger und Verbraucher zurückgelegt.“

Erfahrungen mit dem Hofladen

Björn Horn vom Hof Westert in Härtlingen berichtete über seinen „Hofladen“, der vor 5 Jahren mit dem Rindfleischverkauf begonnen hat. Die Schlachtung erfolgt durch „Weideschuss“, die Weiterverarbeitung in einer Metzgerei, 80 Prozent des Schlachttieres sind bis dahin bereits vorverkauft. Jährlich kann Horn ohne professionelle Werbung durch Mund-zu-Mund-Empfehlung fünf bis sieben Tiere verkaufen. Ergänzt wird das Angebot des Hofladens durch weitere selbst erzeugte Produkte (u.a. Kartoffeln). Es erfolgen laut dem Betreiber keine Zukäufe: „Wenn leer ist, ist leer.“ Alle Aktivitäten sind natürlich nur mit der notwendigen behördlichen Genehmigung (u.a. Veterinäramt) machbar.

Die Familie Scheffen hat jüngst in Hattert einen neuen Hofladen eröffnet. Die Geschwister Axel Scheffen und Steffi Wisser berichteten über ihre Erfahrungen. Der Aufbau des neuen Angebots erfolgte mit dem Kauf eines „Hühnermobils“ mit knapp 250 Hühnern. Parallel dazu wurde die Eröffnung eines Hofladens in Selbstbedienung betrieben. Schwerpunkt ist dabei der Verkauf von Bio-Rindfleisch. Die Hälfte des Schlachttieres mit den Edelteilen (Steak, Filet) als Vorbestellung, das weitere wird als Tiefkühl-Hackfleisch im Hofladen verkauft. Um die Attraktivität des Hofladens zu steigern, wird ein breites Angebot auch an länger haltbaren Produkten aus der Region vorgehalten. Axel Scheffen lobt hier die gute Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern u.a. „Wir Westerwälder“ und „Wäller Markt“.

Beide Hofläden spüren jedoch auch die wirtschaftliche Situation der Kundschaft, die sich in teilweiser Kaufzurückhaltung ausdrückt. Insgesamt sehen sie in der Direktvermarktung neben der zusätzlichen personellen Belastung aber auch einen guten Weg, um Bevölkerung und Landwirtschaft wieder häufiger in Kontakt miteinander zu bringen. Diesen Aspekt hebt auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Matthias Müller, hervor. Die Einrichtung von über 80 Hofläden, überwiegend auf Vertrauensbasis in Selbstbedienung, fördert die regionale Versorgung und das Verständnis für die Landwirtschaft. „Mit über 50 Schlachtstätten im Westerwaldkreis machen wir den hohen Stellenwert der Direktvermarktung deutlich.“ Bei Allers werden alle Tiere in Bio-Qualität gehalten und 5 bis 6 Tiere jährlich direktvermarktet.

Neue Wege erproben

Über einen anderen Vertriebsweg von regionalen Produkten berichtete Wendelin Abresch von der Plattform „Wäller Markt“. Der „Lieferdienst an die Kundentür“ erzielt mit seinen 70 Prozent an regionalen Lebensmitteln einen Anteil von 55 Prozent am Gesamtumsatz. „Wäller Markt“ arbeitet aktuell daran, eine stärkere Zusammenarbeit mit der heimischen Gastronomie zu begründen.

Die Zusammenarbeit mit der heimischen Gastronomie erwähnt auch CDU-Kreistagsmitglied Annette Aller vom Wiesenhof in Maxsain. „Heimisches Fleisch in der Gastronomie – das Tier hier geboren, im Westerwald gehalten und hier geschlachtet – zu leckeren Mahlzeiten zubereitet, das ist für gesunde Lebensmittel und Tierwohl optimal“.

Naturnahe Landwirtschaft fördern

Fazit der Videokonferenz: Die Direktvermarktung bietet Chancen für die heimische Landwirtschaft, sie fördert den Kontakt zur Bevölkerung und stärkt die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der heimischen Betriebe. Für die Westerwälder CDU ein klares Argument für die Vermarktung hier vor Ort: „Das zeigt wieder deutlich, eine gesunde Landwirtschaft im Westerwald braucht die Verbraucher und umgekehrt brauchen die Verbraucher für gesunde Lebensmittel auch die heimische Landwirtschaft. Die Grundlage einer naturnahen Landwirtschaft im Westerwald muss insofern auch in Zukunft unbedingte erhalten werden“, so das abschließende Plädoyer von Fraktionschef Dr. Stephan Krempel.