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CDU-Impulse digital: Energiewende benötigt realistische Umsetzungszeiträume

In der Bevölkerung ist eine große Verunsicherung durch die „Heizungspläne“ (GEG-Gesetz) der Bundesregierung entstanden. Offensichtlich hätten die im ländlichen Raum vorhandenen Rahmenbedingungen kaum eine Rolle gespielt, so die Meinung der Experten bei der Videokonferenz der CDU-Kreistagsfraktion in der Reihe „Impulse digital“. Die angedachten Lösungen seien im Westerwald überhaupt nur zum Teil umsetzbar. Allerdings ist durch die jüngsten Ankündigungen auch die Hoffnung entstanden, dass im Gesetzgebungsverfahren realistischere Planungs- und Umsetzungszeiträume festgelegt werden.

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel wies in seiner Einführung darauf hin, dass viele Menschen auch in unserer Region aufgrund des geplanten Gesetzes (GEG) der Bundesregierung ihre eigene Heizsituation überdenken. Die seit März diskutierten kurzfristigen Vorgaben der Bundesregierung sorgten aber für eine große Verunsicherung in der Bevölkerung. Die Hausbesitzer fürchteten die Kosten von teuren Umbauten und fragen sich, wie sie nun auf diese Planungen reagieren sollen.

Dirk Lichtenthäler, Obermeister der Heizungsinnung (Kescheid), Martin Kämpf von Gebr. Kämpf GmbH (Müschenbach) und Energieberater Thomas Runkel vom Büro Etgenium (Langenbach b. Kirburg) berichteten über einen großen Beratungsbedarf in der Bevölkerung. Die zur Verfügung stehenden Informationen und der ursprünglich angedachte Umsetzungszeitraum hätten eine seriöse Beratung schwierig gemacht. Oft seien von Hausbesitzern „Kurzschluss-Entscheidungen“ getroffen worden. Die Lieferzeiten für Ölkessel von einem Jahr seien hierfür ein deutliches Zeichen. Die Bundesregierung habe erreicht, dass viele Westerwälder aus Angst vor den Verboten noch schnell auf neue Gas- oder Ölkessel gesetzt hätten und damit eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre getroffen. Das sei völlig kontraproduktiv, die Bundesregierung habe in Sachen Energiewende das Gegenteil von dem verursacht, was man erreichen wollte.

Die Experten empfehlen dagegen differenzierte und sorgsam überlegte Lösungen. Während in Neubaugebieten die Wärmepumpen sowie Solartechnik gut umsetzbar seien, sollte bei Altbauten auch die Wärmedämmung in den Blick genommen werden. Hier könnten oft deutlich bessere Effekte zur Energieeinsparung erzielt werden. Gleichzeitig werde für die Hausbesitzer Zeit gewonnen, um technologieoffen eine gute Lösung zu finden.

Ortsbürgermeister Daniel Best (Eitelborn) hat in seinem Wohnhaus die verschiedenen Möglichkeiten der Energiegewinnung (u.a. Tiefenbohrung, Solardach) selbst vor vielen Jahren umgesetzt und konnte von guten Erfahrungen berichten. Er sieht jetzt Lösungsansätze tatsächlich bei der kommunalen Wärmeplanung, die im Klimapakt zwischen Kommunen und Land vereinbart ist. Hier könnten auch Realisierungsmöglichkeiten für die Nahwärme im ländlichen Raum geprüft werden. Allerdings seien diese sicher nicht in allen Gemeinden mit völlig unterschiedlichen Größen umsetzbar.

Empfehlung der Experten
Für Dirk Lichtenthäler liegt die Zukunft in einem Energiemix. Die Grundlast werde bei den fossilen Energieträgern verbleiben. Den Hausbesitzern sollte die Chance eröffnet werden, schrittweise Lösungen für die Energieeinsparung und die Umstellung auf andere Energieträger angehen zu können. Bei den Fernwärmenetzen wies er darauf hin, dass diese mit Organisations- und Personalaufwand verbunden seien, das könne nicht jede Gemeinde einzeln leisten. Außerdem spielten auch Ausfallsicherheit und Reservelösungen dabei eine wichtige Rolle, was den gesamten Komplex noch einmal verteuere.

Martin Kämpf empfahl aus seiner beruflichen Erfahrung ebenfalls, anstehende Entscheidungen nicht unter Druck zu treffen. Die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Energiewende sei wichtig, jedoch müssten die gesetzlichen Vorhaben beim Zeitrahmen auch die Beratung und Umsetzung durch Fachbetriebe im Blick halten. Nur dann seien differenzierte Lösungen für die Hauseigentümer umsetzbar. Material und Personal müssten auch verfügbar sein, sonst würde die Politik nur unrealistische Wunschvorstellungen produzieren.

Thomas Runkel hofft, dass der ursprünglich vorgesehene kurzfristige Zeitrahmen nicht weiterverfolgt wird. Er sieht durchaus die Chance, dass in den nächsten Jahren umsetzbare Lösungen angeboten werden können. Mit den notwendigen staatlichen Fördermitteln und einer fachlichen Beratung seien die Verbraucher klug genug, auch ohne staatliche Verbotskultur zukunftsfähige Lösungen umzusetzen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel dankte den Experten für die sachlichen Informationen. Es sei zu hoffen, dass im Interesse der Bevölkerung „Druck und Eile“ aus dem Vorhaben der Bundesregierung herausgenommen werden. Zugleich sei deutlich geworden, dass in einer lebendigen Demokratie die zum Teil hitzigen Diskussionen sowie die Ratschläge von außen zum Ziel führen können. Die Regierungsfraktionen hätten den notwendigen Veränderungsdruck gespürt und deutliche Korrekturen an ihrem Vorhaben vorgenommen. Wer aus ideologischen Gründen kurzatmige Lösungen schlampig formuliere, könne damit sicher keinen Erfolg bei dem mündigen Bürger haben. Letztlich könne auch die Energiewende nur gemeinsam mit der Bevölkerung umgesetzt werden.